Ihr Held aus Kindertagen by Lechner Anni

Ihr Held aus Kindertagen by Lechner Anni

Autor:Lechner, Anni
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Weltbild
veröffentlicht: 2014-06-14T16:00:00+00:00


Heute wirst du für alles bezahlen

Innerhalb von Sekunden war die Rauferei in vollem Gang. Matthias Mannstätter und seine vier Freunde waren zwar in der Überzahl. Trotzdem zeigten die drei Eignerbrüder keine Angst. Toni, der Jüngste, warf sogar noch der Wirtstochter Wally einen Handkuss zu, bevor er sich seinem Gegner zuwandte. Danach ging alles sehr schnell. Ehe Matthias Mannstätter sich versah, lag er stöhnend in der Ecke. Den meisten seiner Kameraden erging es nicht besser. Martin Schaller riss noch den Maßkrug des Bürgermeisters vom Tisch, um damit nach Toni zu werfen. Der wich dem Wurfgeschoss jedoch lachend aus und kam auf Martin zu. Als dieser ihn kommen sah, verlor er den Mut und verschwand blitzschnell durch die Tür.

Toni winkte verächtlich hinter ihm her. »Irgendwie sind die Oberloher Burschen auch nimmer das, was sie einmal waren.« Für ihn und seine Brüder waren die anderen die Oberloher Burschen. Dabei stammten sie selbst aus Oberloh, da ihrem Vater einer der größten Höfe im Ort gehörte. Seit Jahren zog sich jedoch eine scharfe Trennlinie zwischen der Eignersippe und dem Rest des Dorfes. Die heutige Rauferei war nicht die erste und würde sicher auch nicht die letzte bleiben.

Karl Mannstätter, der Bürgermeister von Oberloh, musterte seinen Sohn mit einem tadelnden Blick. »Hat das sein müssen, Matthias? Wehe, du kannst morgen ned arbeiten.«

»Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Onkel. Ich hab bloß ganz sanft zugeschlagen. Schließlich weiß ich ja, was ich der Verwandtschaft schuldig bin«, spottete Sepp Eigner, der Älteste der drei Brüder.

»Wenn du es nur wirklich wüsstest.« Den Bürgermeister bedrückte der ewige Streit mit seinen Verwandten, doch auch er wusste nicht, wie man ihn beenden konnte. Da sein Maßkrug zerbrochen neben der Wand lag, schnalzte er mit den Fingern, wie er es immer tat, wenn er frisches Bier haben wollte.

Die Wirtstochter Wally kam sofort mit einem frischen Maßkrug zu ihm her. Als sie auf seinem Bierdeckel einen weiteren Strich machen wollte, winkte der Bürgermeister ab.

»Das Bier zahlt mir der Matthias. Schließlich hat mir sein Freund die noch fast volle Maß vor der Nase weggenommen.«

»Ist mir recht«, antwortete Wally und ging zu Matthias hinüber.

Ihr Vater starrte unterdessen auf die Scherben des zerbrochenen Maßkruges und den Stuhl, der eines seiner vier Beine verloren hatte. »Und wer zahlt mir meinen Schaden?«

»Mir ned. Schließlich haben die anderen angefangen«, antworteten die Eignerbuben wie aus einem Mund.

Obwohl es der Wahrheit entsprach, hätte Xaver Liebl, der Rosswirt von Oberloh, den Brüdern nur zu gerne die Rechnung aufs Auge gedrückt. Während er missmutig hinausschlurfte, um Schaufel und Besen zu holen, setzten sich die Brüder wieder an ihren Tisch.

Toni trank seinen Maßkrug in einem Zug leer und hob ihn dann waagrecht in die Höhe. »Schatzerl, bring mir auch ein Bier«, rief er der Wirtstochter zu.

»Ich bin ned dein Schatzerl«, erwiderte Wally schnippisch. Ohne Toni weiter zu beachten, stellte sie Matthias Mannstätter eine frische Maß hin.

Toni lauerte, bis sie den Strich auf dem Bierdeckel gemacht hatte, dann huschte er zu Matthias` Tisch und schnappte ihm die Maß vor der Nase weg. »Auf dein Wohl, Vetter. Und natürlich auf deine Gesundheit.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.